Nach und nach trudeln sie an diesem Montagnachmittag im Spätherbst ein: Ayse, Andrei, Elias, Alan und noch einige mehr. Sie sind zwischen 10 und 15 Jahre alt und hinter ihnen liegt ein langer Schultag. Die meisten von ihnen gehen auf die nahe Gesamtschule – Hausaufgaben möchte keiner von ihnen jetzt noch machen. Spielen und chillen ist heute eher angesagt. „Obwohl wir hier, wenn gewünscht, natürlich auch Hausaufgabenbetreuung anbieten“, erklärt Anja Drabeck, eine der beiden pädagogischen Leiterinnen der Einrichtung. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Uta Neckenig – beide mit langjähriger Erfahrung in der Grundschulbetreuung – ist sie für die Kinder und deren Eltern immer montag- und mittwochnachmittags von 16 bis 18 Uhr vor Ort. Im August 2021 wurde der Nachbarschaftstreff am Föhrenweg 20 eröffnet. Seitdem können die in dem benachbarten Quartier lebenden VIVAWEST-Mieterkinder hier Freizeitangebote in Anspruch nehmen, können gemeinsam spielen, kochen und lernen. „Das hat sich seit dem Start im Sommer in diese Richtung entwickelt“, so Uta Neckenig. „Wir hatten zunächst auch ein Vormittagsangebot für Erwachsene, aber Treffen am Nachmittag werden einfach besser angenommen. Und dann von den Kids.“
Ein Treff für alle Nachbarn
Der Mietertreff richtet sich aber weiterhin an alle Nachbarn, ob jung oder alt. Alle sind willkommen. Das aus dem Euregio-Programm geförderte Projekt in Trägerschaft des Stadtteilforums-Stadtteilbüro Ahlen wurde gemeinsam mit VIVAWEST entwickelt. „Eine gute Nachbarschaft und ein lebenswertes Umfeld sind uns als Wohnungsunternehmen wichtig. Und da wollen wir uns kümmern“, sagt Wilfried Born, der hiesige Kundencenterleiter. So stellt VIVAWEST eine rund 75 Quadratmeter große, ansprechend renovierte Wohnung im Parterre zur Verfügung. Die Ausstattung des Treffs sowie die Finanzierung der beiden Honorarkräfte wurde bislang durch das Euregio-Programm übernommen. Nach Auslaufen des Programms Ende des Jahres wird die Finanzierung durch die Vivawest Stiftung weiterlaufen. Uwe Goemann, Geschäftsführer der Vivawest Stiftung dazu: „Projekte wie dieses, die auf die nachbarschaftliche Vernetzung und die Kinder- und Jugendarbeit im Quartier abzielen, sind sehr wertvoll. Deshalb wollen wir den Nachbarschaftstreff nachhaltig und langfristig unterstützen, denn nur so macht es Sinn.“
Reichlich Spiele und viel Platz
Uta Neckenig freut sich darüber. „Wir konnten hier wirklich alles schön gestalten, es gibt reichlich Spiele und viel Platz. Und das kommt gut an.“ Während ihre Kollegin in der Küche gerade Waffeln für alle backt, sitzt sie mit einigen Kindern am Tisch und spielt Gesellschaftsspiele. Mikado, Memory, Mensch ärgere dich nicht. „Das ist sehr beliebt, wir haben deshalb viele Spiele angeschafft.“ Der Lärmpegel steigt, alle haben sichtlich Spaß. Weg vom Digitalen und mal analog zusammen spielen – ein gutes Erlebnis. Was mögen die Kinder und Jugendlichen an dem Treff? „Ich finde es gut, dass wir hier zusammen kickern können“, meint der 12-jährige Andrei und zeigt auf den Kicker auf der überdachten Terrasse. „Und wir spielen auch manchmal Dart.“ Und der gleichaltrige Elias findet: „Ich mag hier alles. Meine Freunde kommen ja auch hierher.“ Auch die 15-jährige Ayse, die in die 10. Klasse geht, kommt gerne in den Nachbarschaftstreff. „Wir basteln und spielen zusammen. Es ist einfach mal schön, auch andere Leute zu treffen. In der Nachbarschaft hat man halt nicht so viel Kontakt. Ich zumindest nicht. So kann man andere besser kennenlernen“, sagt sie.
Sich besser kennenlernen
Genau das ist Sinn der Sache. „Die Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen ist uns ein Anliegen. Mit VIVAWEST haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade in einer ehemaligen Arbeitersiedlung wie dieser, die ja früher vom Bergbau geprägt war und in der heute Menschen unterschiedlichster Nationalitäten leben, ist das Miteinander wichtig“, meint dazu Hermann Huerkamp Geschäftsführer des Stadtteilforums. „Raus aus der Anonymität! Eine Nachbarschaft schaffen, die lebendig ist und in der man sich kennt. In der man auch Unterstützung findet. Das ist ja die Grundidee und unser gemeinsames Ziel. Natürlich hat die Corona-Pandemie Projekte wie dieses erschwert – und sie tut es leider auch immer noch.“
„Der Anfang ist gemacht!“
Ein erstes Resümee zu ziehen, hält Hermann Huerkamp für verfrüht, da das Projekt erst vor drei Monaten angelaufen ist. „Wir starten klein und können das Programm bei Bedarf erweitern. Sei es mit Angeboten für Erwachsene, etwa Unterstützung bei Behördengängen zur Beratung. Da handeln wir bedarfsorientiert. Wir sehen eine gute Perspektive, aber es braucht Zeit. Der Anfang ist gemacht!“ Das sehen auch die Kids im Treff so. Nach dem Spielen gibt es noch Kürbissuppe – und eine spannende Gruselgeschichte wird vorgelesen. Für sie hat sich der Nachmittag gelohnt.