Es ist Mittagszeit im Quartier Bochum-Dahlhausen. Das Geräusch von klapperndem Geschirr und Radiomusik dringen aus einem geöffneten Fenster. Ann-Katrin Krause kommt lächelnd aus einem der Häuser in der Dr.-C.-Otto Straße, in der sich ihre Wohnung befindet. „Da haben wir heute mit dem Wetter ja wirklich Glück“, sagt sie mit Blick auf die Sonne zu Kali Führer, der neben ihr geht und erst kürzlich ins VIVAWEST-Quartier gezogen ist.
Gemeinsam wollen sie einen Spaziergang durch die Nachbarschaft machen. Dabei möchte Krause von ihrer wichtigen Aufgabe als ehrenamtliche Begrüßungspatin erzählen. „Ann-Katrin hat mich bereits super empfangen und schnell in das Quartiersleben eingeführt. Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt“, sagt Führer.
Ehrenamt mit Mehrwert
Rund 177 VIVAWEST-Wohnungen gibt es im Quartier. Alt und Jung leben hier zusammen, Familien, Singles, Paare – viele von ihnen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. „Es ist wie eine kleine Dorfgemeinschaft. Wir helfen uns gegenseitig, lachen, weinen und feiern zusammen – das macht das Leben hier besonders“, sagt Krause, die bereits seit vier Jahren mit ihrem achtjährigen Sohn im Quartier lebt.
Mit ihrer Arbeit hilft die 35-Jährige auch dabei, dass alle Mieter unabhängig von ihrer Herkunft schnell ins Quartiersleben integriert werden. „Die verschiedenen Hintergründe der Menschen machen das Zusammenleben wertvoll. Wir lernen alle voneinander“, sagt Krause. „Ich erfahre vieles über andere Kulturen, während ich gleichzeitig etwas von der deutschen Kultur weitergeben kann. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen, das den Horizont erweitert und uns enger zusammenwachsen lässt.“ Führer ergänzt: „Es ist gut zu wissen, dass man hier im Quartier füreinander da ist und es mit Ann-Katrin eine Person gibt, die immer ein offenes Ohr für einen hat.“
Aus diesem Grund sind Begrüßungspaten in den Quartieren so wichtig. Sie erleichtern nicht nur die Integration, sondern fördern auch die Vielfalt und sorgen für eine funktionierende Nachbarschaft. Auch Krause wurde einst von ihrer damaligen Nachbarin und Begrüßungspatin Marion Klenn empfangen – und bald darauf von VIVAWEST gefragt, ob sie sich aufgrund ihrer offenen, warmherzigen Art vorstellen könne, selbst als Begrüßungspatin zu arbeiten. Die gelernte Restaurantfachfrau sagte sofort zu.
Den Neustart erleichtern
Der Spaziergang führt die beiden an einem kleinen Spielplatz vorbei und unter einer Brücke hindurch. „Wenn eine Familie mit Kindern zuzieht, informiere ich die Eltern auch über Kindergärten in der Umgebung. Was viele nicht wissen: Nur wenige Minuten entfernt befindet sich das Eisenbahnmuseum – ein echtes Highlight für die kleinen Quartiersbewohner“, so Krause.
Ebenso wichtig sei es für neue Mieter zu wissen, wo es in der Nähe Einkaufsmöglichkeiten gibt und zu welchen Ärzten man im Notfall gehen kann. Krause empfiehlt auch Restaurants und Bäckereien, in denen man sich bei einem Kaffee beliebten Hausmeister gebührend verabschiedet. Das war schon emotional“, sagt sie.
Jeden Tag eine gute Tat
Die meisten Quartiersbewohner freuen sich über die Hilfe der Begrüßungspatin – ihre offene und vertrauenswürdige Art wird sehr geschätzt. Aber gibt es auch Herausforderungen? „Ja, die gibt es. Hier werden aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten mehrere Sprachen gesprochen. Das erschwert die Kommunikation. Aber bisher habe ich das immer gut mit Händen, Füßen und Übersetzungsprogrammen hinbekommen.“
Dass ihre Arbeit im Quartier wertgeschätzt wird, merkt Ann-Katrin Krause nicht nur an den Gesprächen mit den Anwohnern. Ab und zu findet sie auch eine kleine Aufmerksamkeit vor ihrer Tür als Zeichen der Dankbarkeit. „Ich freue mich sehr darüber, aber selbstverständlich ist das für mich nicht.“ Die größte Belohnung für sie sei ohnehin das Wissen, dass sie mit ihrer Arbeit aktiv die Gemeinschaft und das gute Zusammenleben im Quartier fördert. „Wie heißt es so schön? Jeden Tag eine gute Tat“, Fotos: Dirk Bannert sagt sie.