Wo früher Autos in Garagen parkten, zwitschern heute die Vögel. Die kleine Parkanlage mit Bänken, Spazierweg und gepflegten Wiesen ist komplett neu angelegt, und um die Ecke wurde ein Parkhaus gebaut. „Mit den Kiefern und Gräsern ist jetzt alles viel schöner“, sagt Peter Pauen. Er ist vor 50 Jahren in die Großsiedlung Eicker Wiesen in Moers gezogen. Die mehr als 600 Wohnungen werden seit fünf Jahren umfangreich saniert. VIVAWEST investiert dafür mehr als 50 Millionen Euro.
Die drei- bis neungeschossigen Bauten aus den 1970er-Jahren erhalten neue Fassaden, Balkone, Fenster und Dächer. Die Arbeiten sind in den letzten Zügen, die meisten Häuserfassaden zeigen sich schon in den neuen Erdtönen. Auch die Außenanlagen wurden bereits aufwendig modernisiert und neu gestaltet.
Pauen gefällt’s. An seine erste Wohnung in der Reinhold-BüttnerStraße kam er damals nur, weil er im Bergbau tätig war. „Die größten Chancen hatte man, wenn man schon verheiratet war und Kinder hatte. Ich konnte beides vorweisen“, sagt der 75-Jährige. Als die Zechen schließen mussten, blieb Familie Pauen. Vor zwei Jahren musste sie im Zuge der Sanierungen dann doch umziehen – allerdings nur ein Haus weiter. Unterstützung gab es dabei von VIVAWEST. „Innerhalb von zwei Tagen waren die Möbel drüben, alles kostenlos, wir mussten nur unsere Sachen zusammenpacken. Das lief alles tadellos.“
Pauen zeigt auf die erste Etage seines früheren Wohnhauses: Dort hat er 48 Jahre lang gewohnt. Aus der 78 Quadratmeter großen Wohnung ging es in eine bereits sanierte Wohnung mit 74 Quadratmetern im Erdgeschoss des Hauses gegenüber. „Der Flur ist jetzt quadratischer, aber wir haben noch immer dreieinhalb Zimmer“, so Pauen. Einige der früheren Nachbarn sind ins selbe Haus gezogen, andere wohnten zwischendurch in Moers-Repelen und kehrten nach der Sanierung in ihre alte Wohnung zurück. Das wollte Pauen nicht. „Mein neues Zuhause gefällt mir auch sehr gut, daher wollte ich nach zwei Jahren nicht schon wieder umziehen. Natürlich ist es etwas teurer geworden, aber es hat sich auch vieles zum Positiven verändert, statt der Badewanne haben wir nun eine ebenerdige Dusche.“
Ein Ziel der Modernisierungen war es, möglichst viel Barrierefreiheit zu schaffen. Das zeigt sich auch am neuen Hauseingang von Pauen, der etwas tiefer gelegen und deshalb über einige Treppenstufen erreichbar ist. Diese lassen sich nun über eine großzügige Zufahrtsrampe umgehen. „Auch Aufzüge wurden im Viertel nachgerüstet oder erweitert“, erzählt Quartiersmeister Lucas Elsen.
Pauen ist einer von Elsens Vorgängern, sorgte für Sauberkeit im Quartier, machte Kleinreparaturen, wechselte Briefkastenschlösser, war quasi „Mädchen für alles“, wie er es nennt. „Ich kannte fast jeden hier einige sind weggezogen, andere inzwischen verstorben. Durch die Sanierung gibt es viele neue Gesichter, aber ich fühle mich noch immer sehr wohl hier“, sagt Pauen. Wegziehen sei für ihn nie infrage gekommen. Geschäfte, Ärzte, Autobahn: Alles sei in der Nähe und der Wochenendausflug nach Venlo nur eine halbe Stunde entfernt. Auch die Verwandtschaft wohne im Umkreis. Die Atmosphäre sei schon immer gut gewesen, das Quartier jetzt sichtbar schöner. Pauen deutet auf die angelegten Beete, die blühenden Bäume und die große neue Kugellampe über dem Hauseingang: „Sieht doch top aus, oder?“