Gerda und Wolfgang Linsel gehören zur Risikogruppe in Bezug auf Covid-19 und sind angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen vorsichtig. Sie gehen kaum noch aus der Wohnung und verbringen die meiste Zeit zuhause „Es ist im Moment für uns alle nicht leicht“, sagt Gerda Linsel. „Man vermisst so vieles: Einfach mal unbeschwert durch die Stadt zu schlendern, spontane Tagestouren. Wir überlegen uns sogar gut, ob wir das Risiko eingehen und unsere Kinder besuchen“, erzählt die 69-Jährige mit sorgenvoller Stimme. Aber es gibt auch Lichtblicke in dieser Zeit: „Dass Frau Borgmann und Herr Juskiewicz für uns einkaufen gehen, ist eine große Erleichterung – vielen Dank dafür!“, sagt Gerda Linsel. Das junge Paar melde sich regelmäßig telefonisch bei den Linsels und frage nach, welche Einkäufe die Senioren benötigen. Das habe sich inzwischen sehr gut eingespielt, erzählt Gerda Linsel. Selbst einkaufen gehen die Senioren maximal einmal im Monat für einen Großeinkauf oder wenn sie wirklich etwas Bestimmtes – wie z. B. ein Geburtstagsgeschenk – brauchen, so die VIVAWEST-Mieterin. „Man vermeidet wirklich alle unnötigen Wege und Kontakte“, sagt sie.
„Es ist ein Geben und Nehmen“
„Da wir ohnehin seit Beginn der Corona-Pandemie für unsere Eltern Besorgungen erledigen, kam uns die Idee, auch mal bei den Nachbarn im Haus nachzufragen, ob sie Unterstützung brauchen“, erzählt Hannah Borgmann, die mit ihrem Lebensgefährten Markus Juskiewicz gemeinsam im Jahr 2017 in die Neuen Stadtgärten gezogen ist. „Das Ehepaar Linsel, mit dem wir auch vorher schon einen angenehmen, nachbarschaftlichen Kontakt hatten, hat unser Angebot dann gerne angenommen“, so die 28-Jährige. Im Sommer, als sich die Lage im Hinblick auf die Infektionszahlen etwas entspannt hatte, seien die Linsels dann auch häufiger wieder selbst einkaufen gegangen, aber seit dem zweiten Lockdown im Herbst haben Hannah Borgmann und Markus Juskiewicz das wieder übernommen. Es bedürfe einiger Planung und guter Absprache, wenn sie und ihr Partner einkaufen gehen, aber das funktioniere inzwischen ganz gut. „Als Dankeschön werden wir von Frau Linsel häufig mit Kuchen versorgt – es ist ein Geben und Nehmen“, freut sich Hannah Borgmann.
„Wir haben hier ein super Verhältnis im Haus“
Eine gute Nachbarschaft liegt Gerda Linsel sehr am Herzen. Direkt nach ihrem Einzug im Jahr 2015 war sie deshalb selbst als ehrenamtliche Nachbarschaftshelferin im Quartier aktiv. Aus gesundheitlichen Gründen hat sie diese Tätigkeit vor einiger Zeit allerdings aufgeben müssen. Als jedoch zu Beginn der Corona-Krise Marie-Christin Oneschkow, Leiterin des Deutschen Kinderschutzbunds Recklinghausen e.V. (DKSB), auf die gelernte Damenschneiderin zugekommen war, weil für die ehrenamtlichen Helfer im Quartier Mund-Nasen-Masken benötigt wurden, hat sich Gerda Linsel sofort beherzt an die Arbeit gemacht. „Ich habe ja gerade viel Zeit und helfe gern!“, sagt sie. Nicht zuletzt deshalb und wegen ihrer Koch- und Backkünste ist die hilfsbereite Seniorin im Quartier sehr beliebt und kommt gut mit den Nachbarn aus. „Als wir hier eingezogen sind, kamen wir im Treppenhaus schnell mit Frau Linsel ins Gespräch und wurden von ihr zum Kaffeetrinken eingeladen“, erinnert sich auch Hannah Borgmann. „Wir haben hier ein super Verhältnis im Haus“, freuen sich beide VIVAWEST-Mieterinnen. Wenn man ein wenig zusammenhalte, sei vieles leichter – auch in dieser Zeit. Dennoch hoffen natürlich alle darauf, dass das Leben irgendwann auch wieder unbeschwerter werde. „Wir warten jetzt sehnsüchtig auf einen Impftermin“, verrät Gerda Linsel.