„Aus Kirchderne kriegt uns keiner mehr weg!“
Renate und Rolf Wiegand leben bei VIVAWEST in Dortmund-Kirchderne. Ihr ehrenamtliches Engagement hält die beiden auf Trab. Sie kennen viele Menschen und sind in ihrem Stadtteil bestens vernetzt.
Rentner haben mitunter am wenigsten Zeit. Das Ehepaar Wiegand aus Dortmund ist da keine Ausnahme. Schon immer, so sagen sie, waren ihre Tage ausgefüllt mit viel ehrenamtlichem Engagement. Jetzt, im Ruhestand, widmen sie sich dem mit Haut und Haar. „Der Kalender ist voll“, sagt Rolf Wiegand über die vielen damit verbundenen Termine. Der 79-jährige „Ur-Dortmunder“ lebt mit seiner Frau Renate im Stadtteil Kirchderne – in einer Wohnung von VIVAWEST. Das hat bei den Wiegands sozusagen Tradition: Als Hoesch 1972 seinen Angestellten in einer Dortmunder Großsiedlung Wohnungen zur Verfügung stellte, fanden auch Rolf und Renate Wiegand dort ein Zuhause. In der Zeit, in der Rolf Wiegand bei Hoesch arbeitete, und noch einige Jahre danach lebten sie in der Siedlung, die inzwischen zum VIVAWEST-Bestand gehört. Nach 36 Jahren siedelten sie dann um in das Quartier in Kirchderne, weil ihnen mit dem Wegzug vieler ehemaliger Kollegen der Zusammenhalt verloren gegangen war. „Aber natürlich“ wieder in eine Wohnung von VIVAWEST: Heute lebt das Paar in einem Sechs-Familien-Haus, in dem alle Nachbarn irgendwie mit Hoesch oder „zumindest mit Stahl“ zu tun hatten. „Wir sagen immer: Aus Kirchderne kriegt uns keiner mehr weg!“, erzählt Rolf Wiegand.
Drum herum viel Leben
Am Anfang fiel es ihnen ziemlich schwer, sich umzugewöhnen. „Zuerst habe ich zu meinem Mann gesagt, hier werde ich nicht alt“, erinnert sich Renate Wiegand. Es war ihr einfach viel zu ruhig. Inzwischen wohnen aber wieder viele Kinder hier – und das ist für Renate Wiegand das Wichtigste. „Drum herum ist wieder Leben“, freut sie sich. Auch ihr ehrenamtliches Engagement drehte sich immer um Kinder: Lange Jahre organisierte sie den Kinder- und Jugendtreff im Stadtteil. Noch heute begegnet sie früheren Schützlingen, wenn sie draußen unterwegs ist. Genauso ergeht es auch ihrem Mann; er trifft viele bekannte Gesichter auf der Straße. „Meine Frau sagt immer: ‚Mit wem hast du denn jetzt wieder gequatscht?‘“, lacht er. Er ist durch sein Engagement, etwa in der Politik, bei der Arbeiterwohlfahrt oder im Sportverein, sehr gut vernetzt und kennt viele Menschen. Die vielen Termine hindern die Wiegands allerdings nicht daran, den Tag ruhig angehen zu lassen: „Wir stehen auf, frühstücken und lesen – das ist uns wichtig – erst mal die Zeitung“, erzählt Rolf Wiegand. Er den Sportteil, seine Frau die Nachrichten aus dem Stadtteil – danach wird getauscht.
Ausgezeichnetes Engagement
„Wenn wir damit durch sind, werfen wir einen Blick in den Kalender.“ Und da steht eben immer etwas, das zu erledigen ist. Zum Beispiel ein Besuch bei einem Gewerkschaftskollegen der IG Metall. Denn Rolf Wiegand, selbst seit 1965 bei der Arbeitergemeinschaft, besucht regelmäßig die Mitglieder, die seit 70 Jahren und mehr dabei sind. „Ich gehe hin, gratuliere, dann wird von alten Zeiten erzählt. Diese Besuche machen mir sehr viel Spaß“, sagt Rolf Wiegand. Für all sein ehrenamtliches Engagement hat Rolf Wiegand vor sechs Jahren auch das Bundesverdienstkreuz erhalten. „Auf diese Würdigung bin ich sehr stolz“, bemerkt er. Beinahe wunschlos glücklich fühlen er und seine Frau sich. Nur eines hätte Renate Wiegand doch ganz gern: „Wir hoffen, dass wir die 50 Jahre bei VIVAWEST noch voll machen“, sagt sie.