Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden strengen Kontakt- und Hygieneregeln und wechselnden Auflagen schränken die Arbeit des Mehrgenerationen-hauses in Bochum-Dahlhausen seit Monaten stark ein. „Wir wollen trotzdem nicht komplett schließen, sondern kämpfen dafür, Angebote umzusetzen und Kindern und Jugendlichen im Quartier eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten“, sagt Ayse Ertürk, Leiterin der Einrichtung. „Wir werden hier gebraucht“, weiß sie und äußert die Befürchtung, dass Kinder und Jugendliche in dieser Zeit auch schnell „auf dumme Ideen“ kommen, wenn sie nicht anderweitig beschäftig werden.
Abwechslungsreiche Ferientage trotz Corona
Um wenigstens einem Teil der Kinder aus dem VIVAWEST-Quartier abwechslungs-reiche Ferientage vor der eigenen Haustür zu bescheren, haben Ayse Ertürk und ihr Team alle Hebel in Bewegung gesetzt: Auf dem Außengelände des Mehrgenerationen-hauses wurden kurzer Hand drei Pavillons errichtet, in denen sich die Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren in Fünfergruppen mit Abstand aufhalten konnten. Jeder Gruppe standen zwei Betreuer zur Seite, die die Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln mit im Blick hatten. In der ersten Ferienwoche stand die spielerische Heranführung an die Themen Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit im Fokus: So haben die Kinder z. B. im Rahmen eines Ausflugs auf einen Abenteuerspielplatz „Natur-Bingo“ gespielt. Dabei haben sie Bilder von Pflanzen, Blättern und Insekten erhalten und sollten diese in der Umgebung ausfindig machen. Mit Lupen ausgestattet, begaben sie sich auf die Suche und traten den Wettkampf gegen die anderen Gruppen an. „Alle waren mit Feuereifer dabei“, erzählt Ayse Ertürk. „Und was besonders positiv auffiel: Sie arbeiteten im Team zusammen und haben sich gegenseitig unterstützt“, lobt sie. Jedes Kind erhielt sein eigenes Lunchpaket mit Snacks, sodass auch ein corona-konformes Picknick möglich war.
Ressourcen schonen und Insekten schützen
An einem anderen Tag ging es um den Umgang mit natürlichen Ressourcen. „Die Kinder haben einen Wasserfilter aus PET-Flaschen gebaut und Trinkwasser hergestellt“, erzählt die Einrichtungsleiterin. Zudem wurden Regentonnen zur Bewässerung der Hochbeete aufgestellt, die im Vorfeld von den Kindern bepflanzt wurden. „Wir haben Paprika, Tomaten, Zucchini, Kresse, Zwiebeln und Kartoffeln in unserem Garten angebaut“, so Ertürk. Darüber hinaus wurden Lavalampen gebastelt und Experimente gemacht. Ganz spielerisch haben die Kinder dabei viel Wissenswertes über die Natur, über den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, aber auch über die heimischen Insekten gelernt. Um den nützlichen Tieren das Leben zu erleichtern, hat jedes Kind ein Insektenhotel gebaut und gestaltet. Sie alle wurden dann auf dem Außengelände des Mehrgenerationenhauses aufgehängt. Als Andenken an die Ferienfreizeit haben die Kinder während der laufenden Woche ein Erinnerungsheft gepflegt, haben Notizen und Bilder gemacht und konnten am letzten Tag auch noch ein Gruppenfoto einkleben.
Nachhaltigkeit leben
„Wir stellen immer häufiger fest, dass sich auch jüngere Kinder wirklich für den Klima- und Umweltschutz interessieren, dass sie das Wissen förmlich aufsaugen und etwas verbessern möchten“, berichtet Ayse Ertürk. Aus diesem Grund will das Mehrgenerationenhaus eine Klima-AG ins Leben rufen, die sich regelmäßig trifft und sich u.a. dafür einsetzt, die Einrichtung ressourcenschonend zu betreiben. „Das Thema Nachhaltigkeit soll hier mit Leben gefüllt und gelebt werden“, sagt sie. Sobald das Mehrgenerationenhaus wieder regulär öffnen darf, soll es losgehen.
Bewegungsspiele und Ernährungstipps
In der zweiten Woche der Osterferien ging es darum, die Kinder aus dem Quartier zu mehr Bewegung zu animieren. „Es ist in der Siedlung und in unserem Umfeld sehr deutlich zu sehen, dass viele Kinder in Zeiten der Corona-Pandemie zugenommen haben, weil der Schulsport und sportliche Aktivitäten im Verein weggefallen sind“, sagt Ayse Ertürk. Deshalb standen in der zweiten Ferienwoche jeden Tag Geschicklichkeits- und Bewegungsspiele auf dem Programm. Darüber hinaus gab es Informationen zu einer gesunden Ernährung und Lebensweise. Da nur eine begrenzte Anzahl an Kindern vor Ort an den Ferienaktionen teilnehmen konnte, gab es zusätzlich digitale Angebote wie Sport-Challenges, Bastel-Tutorials oder auch eine Schnitzeljagd durchs Quartier, die die Kinder auf eigene Faust durchführen konnten.
Unterstützung durch die Vivawest Stiftung
„Die Arbeit des Kinder- und Jugendhauses im Stadtteilzentrum Dahlhausen ist sehr wertvoll und vielfältig“, lobt Uwe Goemann, Geschäftsführer der Vivawest Stiftung. „Und das Team rund um Ayse Ertürk wird nicht müde, Ideen zu finden, Kindern in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, Reisewarnungen, Beherbergungsverboten und nur begrenzten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Die Ferienprogramme waren wieder einmal lehrreich, kreativ und kurzweilig zugleich. Bei der Umsetzung haben wir gerne geholfen“, sagt Goemann.