Mabilda trotzt Corona und hilft Mädchen und Frauen im VIVAWEST-Quartier
Das Mädchenzentrum Mabilda e.V. im Duisburger Dichterviertel hält trotz corona-bedingter Schließung der Einrichtung viele der Angebote aufrecht und geht dabei ganz neue Wege.
Die aktuelle Corona-Krise stellt uns alle vor große Herausforderungen. Besonders schwierig ist es für diejenigen in unserer Gesellschaft, die es schon im normalen Alltag nicht ganz leicht haben: Geflüchtete, Menschen, die über wenig Deutschkenntnisse verfügen, die ein Trauma bewältigen müssen und die, bei denen die Lebensverhältnisse Schwierigkeiten mit sich bringen. Diese Menschen in Zeiten von Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen zu unterstützen, erfordert viel Kreativität und Einfühlungsvermögen. Petra Kurek und ihr Team vom Mädchenzentrum Mabilda e.V. in Duisburg lassen sich einiges einfallen, um auch weiterhin für Mädchen und Frauen im Quartier da zu sein.
Vivawest Stiftung unterstützt die vielfältigen Angebote
Das Mädchenzentrum Mabilda e.V. im Duisburger Dichterviertel, das sich als Begleiter von Mädchen und Frauen im Stadtteil versteht, musste seine Einrichtung am 16. März aufgrund der geltenden Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen vorübergehend schließen. Im Normalbetrieb betreut der Verein 90 bis 120 Mädchen und Frauen pro Woche, führt u.a. Hausaufgabenhilfe, Sprach- und Sportkurse durch, berät in schwierigen Lebenslagen und bietet mehr als 30 warme Mahlzeiten am Tag an. Eine wichtige Arbeit für die Menschen im VIVAWEST-Quartier und im gesamten Stadtteil, findet auch die Vivawest Stiftung, die den Verein bereits seit 2018 unterstützt. „Wir haben großen Respekt vor der Arbeit des Mädchenzentrums“, sagt Uwe Goemann, Stiftungsgeschäftsführer. „Es ist toll, was hier mit viel Herzblut auf die Beine gestellt wird. Deshalb haben wir dem Verein dieses Jahr 6.000 Euro für die Durchführung der vielfältigen Angebote gespendet“, so Goemann.
Alternativangebote suchen und neue Kommunikationswege erschließen
Die vorübergehende Schließung der Einrichtung war für Petra Kurek und ihr engagiertes Team kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und untätig abzuwarten. Sie begaben sich auf die Suche nach Alternativangeboten und mussten viel Neues lernen: „Wir waren absolut nicht online-affin“, sagt die Leiterin des Mädchenzentrums Mabilda e.V.. „Tools wie Skype und Discord mussten wir uns erst aneignen und hören aktuell nicht auf, zu lernen und uns neue Kommunikationswege zu erschließen. Ich habe noch nie so viel digital gearbeitet“, so Kurek.
Neben der telefonischen Erreichbarkeit ist das Mädchenzentrum jetzt auch von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr und von 15 bis 17 Uhr über Skype erreichbar. Den Online-Dienst Discord nutzt Mabilda insbesondere für Online-Spiel-Angebote. „Hier wird z.B. Stadt-Land-Fluss oder so etwas wie „Montagsmaler“ gespielt – eine willkommene Abwechslung in Zeiten, in denen Sport- und Freizeiteinrichtungen geschlossen und die persönlichen Kontakte auf ein Minimum beschränkt sind. Ältere Mädchen versuchen wir, via Skype insbesondere in schulischen Angelegenheiten zu unterstützen, haben aber auch in anderen Fragen ein offenes Ohr für sie“, sagt Kurek.
Sprachschülerinnen bleiben am Ball
Rund 15 Frauen nehmen im Normalbetrieb regelmäßig an einem Sprachkurs teil, den der Mabilda e.V. anbietet. Auch dieses Angebot kann derzeit nicht in der gewohnten Form stattfinden. Die Teilnehmerinnen waren sich jedoch schnell einig: Sie wollen trotz Corona am Ball bleiben! Daher verschickt Petra Kurek jetzt täglich kleine Hausaufgaben an ihre Sprachschülerinnen, die sie dann korrigiert und ihnen dazu ein Feedback gibt. So sollten die Teilnehmerinnen beispielsweise eine Einladung zu einer Party schreiben oder beschreiben, wie sie das Osterfest verbracht haben. „Für die Frauen ist der Sprachkurs abseits von Haushalt und der Kinderbetreuung Zeit, die sie einfach mal für sich und die Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse nutzen. Das ist auch wichtig für die weitere Integration“, erzählt Kurek.
Sorgentelefon in schweren Zeiten
Darüber hinaus erhält das Mädchenzentrum viele Anrufe von Frauen, die unterschiedliche Sorgen, Ängste und Nöte plagen. Dabei fließen oft auch Tränen, wie Petra Kurek berichtet. Dann muss sie zum Beispiel über das Coronavirus aufklären, Hilfestellungen beim Briefverkehr mit dem Jobcenter leisten und oftmals einfach nur zuhören. „Für Frauen, die beispielsweise in Flüchtlingsunterkünften untergebracht sind, haben die Kontakt- und Ausgangssperren nochmal eine ganz andere Bedeutung“, weiß sie. Für alle diese Mädchen und Frauen versucht das sechsköpfige Team von Mabilda in dieser schwierigen Lage ein bisschen Normalität aufrecht zu erhalten.
„Und dann passieren auch viele schöne und liebevolle Dinge: So haben wir auf den unterschiedlichsten Kanälen ganz tolle Reaktionen auf den Osterbrief erhalten, den wir verschickt haben“, erzählt die Einrichtungsleiterin. Auch ein Aufruf über Facebook zum Thema „Was ist Deine Freiheit?“ hat viele, ganz unterschiedliche und kreative Reaktionen hervorgerufen.
Online-Kochbuch mit leckeren Rezepten
Und auch bei Mabilda selbst wird man immer kreativer: Sandra Nischkowski, die Mitarbeiterin, die eigentlich für die Zubereitung des Mittagessens in der Einrichtung zuständig ist, setzt gerade eine neue Idee um und stellt ein Online-Kochbuch mit leckeren Rezepten zum Nachkochen zusammen.
Darüber hinaus erstellen Sevim Ölmez und Emel Sengüler kleine Filme mit kreativen Bastelanleitungen und werden dabei von ihrer Kollegin Sandra Karlsson unterstützt. Sie verfügt innerhalb des Teams über die meiste Erfahrung bei der Nutzung von sozialen Medien, weil sie den Schwerpunkt Prävention von Cyber-Mobbing betreut.
Hier zeigt sich eines ganz deutlich: Corona schränkt uns alle ein, aber die aktuelle Situation setzt auch viel kreatives Potential frei und eröffnet neue Wege, sich für andere zu engagieren.