Mit Schüppe, Schubkarre, Heckenschere und Rasenmäher ausgerüstet treffen sich drei Männer in ihrem VIVAWEST-Quartier in Neukirchen-Vluyn. Es gibt viel zu tun. Wem jetzt sofort der markant musikalische Jingle einer bekannten Baumarktmarktkette einfällt, liegt gar nicht so falsch. Die drei Nachbarn Andreas Jänicke, 49, Klaus Pisa, 56, und Nicolas Schimerl, 28, lachen. Denn mit einem Baumarkt haben sie so gar nichts zu tun, aber ein Projekt haben sie fast immer. Und das betrifft ihre eigenen kleinen Mietergärten, die Vorgärten und überhaupt die Grünflächen und den Gemeinschaftsgarten rund um die beiden Häuser, in denen sie wohnen – die gilt es zu gestalten und zu pflegen, zu verschönern und instand zu halten. Für sich selbst und auch die anderen, oft ältere Mieter und Mieterinnen, die gemeinsam mit ihnen hier leben.
Schönes Wohnumfeld – guter Zusammenhalt
„Ein schönes Wohnumfeld ist wichtig“, meint Klaus Pisa. „Und guter Zusammenhalt ebenfalls, wir werden doch alle nicht jünger.“ Der ehemalige Bergmann ist seit einigen Jahren Rentner und wohnt seit vier Jahren in dem VIVAWEST-Quartier in Neukirchen- Vluyn, das in den 50er Jahren nahe der ehemaligen Zeche Niederberg gebaut wurde. Hier sind immer noch viele ehemalige Bergarbeiter zuhause. Klaus Pisa hat hinter dem Haus seinen kleinen Mietergarten – und bei der Gartenarbeit lernte er auch seine Nachbarn Nicolas Schimerl und Andreas Jänicke kennen. „Wenn wir frei hatten, trafen wir uns immer draußen im Garten“, erzählt Letzterer. „Jeder hat an seinem Abschnitt gearbeitet, gemeinsam haben wir eine kleine Terrasse gebaut, uns mit Gartenequipment ausgeholfen. Später kam dann auch Nico hinzu.“ Andreas Jänicke ist Eisenbahner und wohnt gemeinsam mit seiner Frau, die hier aufgewachsen ist, seit fünf Jahren in der Schillerstraße. Er schätzt hier den weiten Blick und das Grün, hat ein Faible für Gartenarbeit. Und kann durchaus kritisch sein – die Pflege der Rasenflächen vor den Häusern stellte er sich anders vor und wollte sie verbessern und hat dann immer öfter mit seinem Nachbarn Klaus Pisa angepackt. Gemeinsam wurde der Rasen gemäht, Rasenabfälle weggefegt, entsorgt und aufgeräumt.
Erst Eigenregie – jetzt Patenschaft
Bis dann Nicolas Schimerl, der Jüngste im Trio und auch einer der Jüngsten in der Nachbarschaft, einen Aushang bei VIVAWEST über mögliche ehrenamtliche Patenschaften entdeckte. „Wir haben uns ja bis dato schon länger in Eigenregie um die Pflege der Gärten und Vorgärten gekümmert und fanden die Gestaltung verbesserungswürdig“, so der gebürtige Wiener, der für sein Studium der Archäologie nach Deutschland an die Ruhr-Uni Bochum kam und zurzeit nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bergbau-Museum Bochum forscht. Die VIVAWEST-Ehrenbeauftragte Claudia Peter, mit der er wegen einer möglichen Patenschaft Kontakt aufnahm, war hier offen für die Vorschläge/Anregungen der Mieter und gemeinsam wurden so die Aufgaben eines Außenanlagenpaten formuliert und lanciert. „Wir freuen uns natürlich über das ehrenamtliche Engagement der Mieter und auch über ihre Motivation, ihr Wohnumfeld und die Außenanlagen mitzugestalten und zu verschönern – das ist für alle bereichernd. Daher wird die Vivawest Stiftung diese Aktivitäten unterstützen“, so Claudia Peter, die hier Ansprechpartnerin für alle ist, die an einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Quartier interessiert sind. Für die drei Nachbarn war das der Startschuss für ihr ehrenamtliches Pilotprojekt des Außenanlagepaten. Neben dem Engagement für ihr Wohnumfeld sind sie auch Ansprechpartner für die anderen Mieter. Seitdem werden gemeinsam Hecken geschnitten – sehr zur Freude der älteren Mieter, die dies in ihren eigenen Gärten nicht mehr alleine schaffen –, Rasenflächen gepflegt und Pläne zur Gestaltung geschmiedet. So sollen in Abstimmung mit dem Vermieter VIVAWEST noch weitere Hecken zum Sichtschutz gepflanzt werden und im Gemeinschaftsgarten für den Sommer ein Pavillon als Mietertreffpunkt aufgebaut werden. Anstelle der alten Schuppen, die aufgrund von Baufälligkeit bald abgerissen werden, soll es zudem neue Gestaltungsmöglichkeiten geben.
Herausforderungen und Tipps
Was ist die Herausforderung an der Aufgabe? Und was macht Spaß? Hier wünschen sich Nicolas Schimerl und seine beiden Nachbarn, dass VIVAWEST noch mehr auf die Mieter zugeht, wenn es um die Gestaltung der Grünflächen geht. „Es wäre schön, wenn Mieter und VIVAWEST an dieser Stelle noch partnerschaftlicher und mehr Hand in Hand arbeiten würden, denn hier besteht so viel Engagement und Motivation seitens der Mieter“, so Nicolas Schimerl. „Aber natürlich können wir auch gut verstehen, dass VIVAWEST sich ein einheitliches Erscheinungsbild wünscht. Und ich denke auch, dass hier die Kommunikation untereinander in letzter Zeit deutlich besser wurde.“ Spaß macht es den drei Paten natürlich, die älteren Mieter mit ihrer Arbeit zu entlasten, den Gemeinschaftssinn zu fördern und einfach die Gärten und Flächen zu verschönern. „Das ist schließlich unser Wohnzimmer im Sommer.“ Noch ein Tipp für alle, die jetzt Außenanlagepaten werden wollen? Die drei sind sich einig: „Was man unbedingt mitbringen sollte, ist Wetterbeständigkeit!“ Und wie bei allen ehrenamtlichen Tätigkeiten sei auch eine gewisse Kontinuität gefragt. Natürlich nicht jeden Tag. Auch nicht jede Woche. Aber zweimal im Monat sollte man schon „an die Schüppe“ und raus ins Grün. Ein schöner Ausgleich für alle, die einen „grünen Daumen“ haben….