VIVAWEST entwickelt Ideen für das Quartier der Zukunft
Wie werden wir in Zukunft im urbanen Raum wohnen? Das VIVAWEST-Forschungskolloquium „Quartier der Zukunft 2030+“ soll Antworten geben. In Projektgruppen analysieren VIVAWEST-Mitarbeitende gemeinsam mit Wissenschaftlerinne und Wissenschaftlern, wie nachhaltiges und zukunftsfähiges Wohnen aussehen kann. Im Modellquartier Bergmannsgrün in Dortmund-Huckarde könnten erste Ideen bald Wirklichkeit werden.
In Dortmund-Huckarde macht VIVAWEST ein bestehendes Quartier fit für die Zukunft: Das Modellquartier mit dem Namen Bergmannsgrün entsteht parallel zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zukunftsgarten der IGA auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hansa. Hier sollen traditionelle bergmännische Werte wie Solidarität und Gemeinsinn in der Nachbarschaft zukünftig mit lebensfreundlichen und ökologischen Eigenschaften verschmelzen. Damit sind verschiedene Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen verbunden, die bis spätestens 2028 abgeschlossen sein sollen (siehe Infokasten).
VIVAWEST will lebens- und liebenswerte Quartiere für die Zukunft schaffen – in enger Abstimmung mit der Politik. Mehr erfahren
Die Entwicklung des Modellquartiers war für VIVAWEST auch der Anlass, das Forschungskolloquium „Quartier der Zukunft 2030+“ ins Leben zu rufen. In drei sogenannten Reallaboren begleitet das Wohnungsunternehmen zum ersten Mal wissenschaftlich die Gestaltung eines Quartiers. „Mit dem Projekt Bergmannsgrün begeben wir uns auf wohnungswirtschaftliches Neuland“, sagt Carsten Gröning, Fachbereichsleiter Zentrale Quartiersentwicklung bei VIVAWEST. „Für uns ist das ein wahres Leuchtturmprojekt.“
Die interdisziplinäre Forschungsreise begann bereits im August 2023 mit verschiedenen unternehmensinternen Kickoff-Workshops. Im Anschluss folgte die Arbeit in den Projektgruppen.
Die Ergebnisse sollen weit über das Modellquartier hinaus nutzbar gemacht werden, meint Carsten Gröning: „Wir sind dabei, eine Art Werkzeugkasten für die Quartiersentwicklung zusammenzustellen. Bergmannsgrün soll eine Blaupause für Wohnquartiere der Zukunft werden, die den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt gleichermaßen gerecht werden. Und wir können uns gut vorstellen, unsere Ergebnisse und konkrete Handlungsempfehlungen nach Abschluss der Reallabore in einer gebündelten Publikation mit der Öffentlichkeit und anderen Akteuren der Wohnungswirtschaft zu teilen.“
Mieter benötigen Flexibilität
VIVAWEST betrachtet zum Beispiel die Urbanisierung, Digitalisierung, moderne Mobilität und neue Arbeitszeitmodelle. Auch die Wohnbedürfnisse der Menschen ändern sich und sind Thema in den Arbeitsgruppen: Der demografische Wandel führt beispielsweise dazu, dass sich Haushaltsgrößen im Durchschnitt verkleinern und damit der Bedarf an kleineren Wohnungen steigt. Gleichzeitig suchen Alleinstehende nach Wohnformen, in denen sie dennoch Teil einer Gemeinschaft sind.
Aus diesen Gründen nehmen die Teilnehmer des Reallabors „Lebensphasenorientierte Wohnmodelle“ die zukünftigen Bedürfnisse von Mietern genauer unter die Lupe. Vor dem Hintergrund, dass sich Wohnformen dynamisch entwickeln, erarbeiten sie zum Beispiel alternative Mietmodelle. Unter ihnen ist Sven Gottwald, Mitarbeiter im Kundencenter Westfalen: „Bergmannsgrün kann wegweisend für die Quartiersentwicklung der Zukunft sein – besonders in Bezug auf das Zusammenleben der Menschen. Die Frage, wie sie zusammenleben werden, was sich dafür ändern muss und wofür es am Markt eine Nachfrage gibt, hat mich bei der Teilnahme am Reallabor besonders beschäftigt.“ Den Mitarbeitenden des Reallabors steht bei ihrer Forschung Diplom-Ingenieur Björn Nolte zur Seite, der an der EBZ Business School in Bochum eine Professur für Architektur und Stadtentwicklung innehat.
PRINZIP DER REALLABORE
Die Teilnehmenden des Forschungskolloquium „Quartier der Zukunft 2030+“ erarbeiten in Reallaboren anhand des Modellquartiers Bergmannsgrün zukunftsweisende Konzepte für das Zusammenleben der Menschen. Ihre Arbeit dauert zwölf Monate und deckt drei unterschiedliche Handlungsfelder ab: Lebensphasenorientierte Wohnmodelle, Kommunikation und Dienstleistungen sowie das Wohnumfeld. Jedes der drei Reallabore wird von einem externen Paten aus der Forschung begleitet. Darüber hinaus stehen wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungseinrichtungen den Teilnehmenden für Sparring und offene Fragen beratend zur Seite.
Gute Nachbarschaften fördern
Für ein sicheres und positives Lebensgefühl im Quartier ist eine gute Nachbarschaft von zentraler Bedeutung. Ereignisse wie die Corona-Pandemie, eine wachsende soziale Ungleichheit oder der demografische Wandel haben das Potenzial, Menschen zu spalten. Dies kann den Zusammenhalt in den Quartieren auf die Probe stellen. Deshalb ist es VIVAWEST wichtig, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Das Unternehmen will so Anonymität aufbrechen und Nachbarschaften beleben.
Um herauszufinden, welche Faktoren den nachbarschaftlichen Zusammenhalt stärken können, führen die Teilnehmenden des Reallabors „Kommunikation und Dienstleistungen“ eine Bedarfsanalyse durch. Mithilfe von Professor Sebastian Kurtenbach, Politik- und Sozialwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum, haben sie einen Fragebogen für Mieter entwickelt. Ziel ist es, herauszufinden, welche Erwartungen die VIVAWEST-Mieter an ihre Nachbarschaft haben, was sie sich voneinander, aber auch von VIVAWEST als Vermieter wünschen. Welche Dienstleistungen und Services wünschen sich Mieter in einem Quartier der Zukunft? Im Austausch mit den VIVAWEST-Forschenden haben die VIVAWEST-Mieter die Möglichkeit mitzugestalten.
Der Klimawandel erfordert ein Umdenken
Das dritte Reallabor beschäftigt sich mit der Frage, wie nachhaltiges Wohnen gefördert werden kann. Begrünte Dächer und besonders helle Straßenbeläge können beispielsweise die Aufheizung bei hohen Temperaturen reduzieren. Flächen und Dächer sollten zudem möglichst mit Pflanzen begrünt werden, denen heißere Sommer wenig ausmachen. Auch über die Bewässerung machen sich die Teilnehmenden Gedanken. Hier kommt die Expertise des wissenschaftlichen Paten besonders zum Tragen: Professor Dr.-Ing. Silvio Beier von der Bauhaus-Universität Weimar hat sich intensiv mit Verfahren der Wasser- und Abwasseraufbereitung beschäftigt. So könnte eine moderne Bewässerungssensorik den Wasserverbrauch optimieren und eine nachhaltige Grauwassernutzung und -aufbereitung den Verbrauch insgesamt reduzieren.
Die Projektgruppe untersucht auch innovative Mobilitätskonzepte. Dazu gehören verkehrsberuhigte Bereiche, eine gute Fahrradinfrastruktur und kurze Fußwege: Menschen aller Altersgruppen sollen im Quartier möglichst mobil sein. „Uns ist es wichtig, besonders praxisnah zu arbeiten. Wir möchten Lösungen finden, die zu den Mieterstrukturen bei VIVAWEST passen“, sagt Hushaam Ali Abbasi, Landschaftsarchitekt bei HVG, einem Unternehmen von VIVAWEST. Um mehr Raum für Fußgänger, aber auch für zusätzliche Grünflächen zu schaffen, könne er sich außerdem gut vorstellen, dass Autos in Zukunft nur noch in Parkhäusern statt auf der Straße stehen.
Ein Projekt, das begeistert
Um die zentralen Themen Nachhaltigkeit, Nachbarschaft und Wohnbedürfnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten, war es VIVAWEST wichtig, das „Forschungskolloquium 2030+“ vielfältig zu besetzen. Dem Aufruf im VIVAWEST-Intranet zur Teilnahme folgten insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen. So auch Lina Plucinski, Mitarbeiterin im Gesamtbetriebsrat der Vivawest Dienstleistungen-Gruppe, die mit ihren Kollegen Nachbarschaftsstrukturen erforscht: „Ich finde es großartig, dass es die Möglichkeiten gibt, die Zukunft von VIVAWEST mitzugestalten. Ich selbst bin in einem Dorf groß geworden und habe meine Nachbarschaft dort geliebt. Jetzt zu erforschen, was eine gute Nachbarschaft in Bezug auf das soziale Miteinander in einem ganzen Quartier ausmacht, finde ich super interessant.“ Wie bei Lina Plucinski, sei die Begeisterung der Teilnehmer für das Forschungsprojekt insgesamt groß, sagt Carsten Gröning: „Wir stellen ein hohes intrinsisches Interesse an den Themen fest. Die Kolleginnen und Kollegen engagieren sich teils auch in ihrer Freizeit. Das ist bewundernswert.“
QUARTIER BERGMANNSGRÜN
Im Rahmen der Entwicklung des Quartiers Bergmannsgrün soll durch Neubau, energetische Modernisierung und Dachaufstockung die Zahl der Wohnungen planmäßig von 266 auf 382 moderne und energieeffiziente Wohneinheiten steigen. Eine Kombination aus Luft-Wasser-Wärmepumpen und Photovoltaik sorgt für eine regenerative Energieversorgung.
Zudem prägen drei zentrale Orte das Quartier: Am Eingang nahe der Huckarder Straße entsteht ein neues Zentrum mit 56 Mikroapartments und rund 200 Stellplätzen. Hier sollen den Mietern auch Dienstleistungen wie eine Paketstation, der Verleih von E-Bikes, E-Rollern und E-Autos sowie Co-Working-Spaces zur Verfügung stehen. Darüber hinaus entsteht ein zweites Quartierszentrum mit Kindertagesstätte, Nachbarschaftstreff und einem Café.
Renderings: Rendertaxi | Fotos: Dirk Bannert | Illustrationen: Tobias Wandres / Die Illustratoren